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Texte zum aktiven Zuhören

Formloser Vers 1 aus dem Platform Sutra, Kapitel 2, S. 28
Im Kapitel 2 "Prajna" unterweist Hui Neng den Präfekten Wei und viele andere über die Kultivierung der Weisheit (Prajna) im alltäglichen Leben. Zum Ende des zweiten Kapitels fasst Hui Neng seine Darlegungen anhand eines formlosen Verses zusammen. Es lohnt sich diesen Vers wiederholt zu hören oder zu lesen und das Gehörte im Einklang der Worte mit dem alltäglichen Leben mit seinen vielen Umständen zu kultivieren.

Hui Neng sagt dazu: "Übt mit diesem Vers im Einklang!"

Einleitung
Ich habe einen formlosen Vers, den ich euch vortragen möchte. Ob ihr Haushälter seid oder euer Zuhause verlassen habt, ihr solltet im Einklang damit üben. Doch die Erleuchtung nicht selbst zu kultivieren und sich bloß an meine Worte zu erinnern, bringt überhaupt nichts. Hört also her!
Strophe 1, 2
1 Die Kenntnis der Lehre und die des Geistes
sind wie die Sonne im Universum.
Ich übertrage bloss den Dharma vom Erkennen der Natur.
Ich bin in der Welt erschienen,
um falsche Lehren zu vernichten.

2 Es gibt kein plötzlich und allmählich im Dharma,
Täuschung und Erleuchtung sind der Grund,
warum eines als langsam, ein anderes als schnell gilt.
Es gibt nur diese Lehre von der Erkenntnis der Natur,
die Einfaltspinsel nicht verstehen können.
Auch wenn es unzählige Wege gibt, es zu erklären,
kommen die Vernünftigen alle auf den einen zurück.
Im dunklen Haus der Kümmernisse
strahlt stets die Sonne der Weisheit.
Strophe 3, 4
3 Das Falsche taucht auf und mit ihm die Befleckungen.
Das Rechte taucht auf,
und mit ihm sind Befleckungen erloschen.
Indem man weder Falschem noch Rechtem
zu wirken erlaubt,
erreicht man in Reinheit das, was ohne Rest ist (Nirwana).

4 Bodhi ist von Grund auf die Selbst-Natur.
Doch ihr verwirrt sie, wenn der Geist unterscheidet.
Läutert den Geist innerhalb des Falschen.
Seid einfach recht, ohne die drei Hindernisse.
Strophe 5, 6
5 Wenn die Menschen dieser Welt den Weg kultivieren,
werden sie von nichts behindert.
Erkennt stets eure eigenen Irrtümer
und seid im Einklang mit dem Weg.

6 Jede Lebensform hat ihren eigenen Weg,
sie behindern oder plagen einander nicht.
Wenn einer seinen Weg verlässt,
um anderswo sein Heil zu finden,
wird es ihm nicht gelingen.
Strophe 7, 8
7 Verbringt einer sein Leben in Ausflüchten,
wird er sich letztlich selbst Kummer machen.
Wollt ihr den wahren Weg erkennen,
praktiziert das Rechte, dies ist der Weg.

8 Wenn man keine Sehnsucht nach der Buddhaschaft
in den Augen hat,
wird man in Dunkelheit praktizieren
und den Weg nicht sehen.
Ist einer aber ein wahrer Kultivator des Weges,
wird er die Fehltritte der Welt nicht wahrnehmen.
Sieht einer die Irrtümer der anderen,
werden seine eigenen eher vermehrt.
Strophe 9, 10
9 Meint einer sogar, nur die anderen seien im Irrtum,
nicht aber er selbst,
dann wird das allein zu einem Verstoss.

10 Merzt einfach jede Neigung aus, Irrtümer zu sehen,
und zerschmettert so die Befleckungen.
Wenn weder Abneigung noch Anziehung im Geist sind,
können wir geruhsam schlafen.
Strophe 11, 12
11 Wollt ihr andere lehren,
müsst ihr selbst über geschickte Mittel verfügen.
Lasst sie ihre Zweifel zerstören,
denn dies erlaubt ihrer Selbst-Natur, sich zu manifestieren.

12 Das Königreich Buddhas ist in dieser Welt,
und in ihr ist nach Erleuchtung zu streben.
Bodhi abseits der Welt zu suchen
ist wie nach dem Horn eines Hasen zu jagen.
Strophe 13, 14
13 Rechte Sicht ist transzendent,
falsche Sicht weltlich.
Wenn falsche und rechte Sicht vollständig vernichtet sind,
erscheint die Natur von bodhi.

14 Diese Verse sind die plötzliche Lehre.
Sie wird auch das große Schiff des Dharma genannt.
Die Getäuschten moegen aeonenlang den Sutras lauschen,
doch Erleuchtung geschieht in einem Augenblick."

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